Schutzkonzept der Marien-Kita

Stand: 21.11.2020

Vorwort

Unser Verständnis von Kinderschutz/Kindeswohl

In der Marien KiTa Bruchhausen hat jedes einzelne Kind ein Recht auf liebevolle Betreuung, Erziehung und Bildung, auf die Unversehrtheit seines Körpers und seiner Seele. Jedes Kind hat das Recht auf eine glückliche Kindheit, die es befähigt ein selbstständiger, selbstbewusster und autonomer Erwachsener zu werden, der sich in sein soziales Umfeld integrieren kann.

Die Persönlichkeit des Kindes wird respektiert. Das Kind wird bei der Entwicklung zu einer selbstbewussten Persönlichkeit unterstützt und gestärkt. Es darf auch „Nein!“ sagen.

Kindeswohlgefährdung ist jegliche Art von gewaltsamer, körperlicher, geistiger und seelischer Schädigung.

In der Kindertagesstätte sollen die betreuten Kinder sicher sein. Mit den nachfolgenden Verhaltensregeln sollen nicht nur die Kinder, sondern auch die Mitarbeitenden geschützt werden.

Definition

Grenzüberschreitungen können über folgende Bereiche geschehen:

  • Körperliche Gewalt:
    Diese Gewalt umfasst alle körperlichen Verletzungen des Kindes, wie zum Beispiel Blutergüsse, Prellungen, Verbrennungen, Wunden etc.


  • Sexuelle Gewalt:
    Diese Gewalt verletzt die Intimsphäre des Kindes und geschieht gegen seinen Willen.

    Diese Gewalt ist alters- und geschlechtsunabhängig und beschreibt die Machtausnutzung gegenüber körperlich, geistig, seelisch und sprachlich unterlegenen Personen bzw. Kindern.

  • Psychische/seelische Gewalt:
    Das Kind wird durch Demütigung, Ignoranz, Liebesentzug, Manipulation, Drohungen und Versprechungen eingeschüchtert und unterdrückt.

  • Verbale Gewalt:
    Das Kind wird eingeschüchtert, zum Schweigen gebracht und mit Schuldgefühlen belastet.


  • Unbeabsichtigte Grenzverletzung:
    Geschehen durch persönliche und fachliche
    Unzulänglichkeiten

Schutzkonzept

  • Körperliche Gewalt

    Grenzverletzung der Kinder untereinander:


    Raufereien und Reibereien unter den Kindern sind in einem gewissen Maße Normalität und gehören zum Alltag einer KiTa. Diese sollen in einen pädagogisch erarbeiteten Rahmen von den Mitarbeiter/innen toleriert werden. Die Kinder werden von uns dahin gehend unterstützt, „harmlosen Zusammenstöße“ selbstständig und untereinander zu klären.

    Pädagogische Aufgaben:

    Die Aufgabe des pädagogischen Fachpersonals besteht darin, genau zu beobachten, wann diese Grenze der Normalität überschritten wird und aktiv eingegriffen werden muss.

    Die Mitarbeiter/innen kennen die verschiedenen Formen von psychischer und physischer Gewalt. Sie kennen die Problematik von Gewaltanwendungen und negativer Folgen. In der KiTa werden gewaltfreie Erziehungsmethoden angewendet. Die Mitarbeiter/innen wissen, wie sie in Stresssituationen reagieren müssen, um Gewalt zu verhindern und wenden keinerlei Form von Gewalt an.

  • Psychische/seelische und verbale Gewalt

    Grenzverletzung der Kinder untereinander:


    Verbale Auseinandersetzungen unter Kindern können unter anderem Freundschaften stärken, aber auch das Selbstwertgefühl des Gegenübers verletzen. Kinder lernen, sich zu positionieren und testen dabei immer wieder Grenzen aus.

    Pädagogische Aufgaben:

    Bei Grenzübertretungen greifen die Mitarbeiter/innen ein und unterstützen die Kinder mit verschiedenen Methoden bei der Konfliktlösung. Uns ist wichtig, Situationen zu spiegeln und gemeinsam zu reflektieren, aber auch klare Grenzen mit den Kindern zu erarbeiten.
    Für Kraftausdrücke, Demütigungen, Drohungen oder Versprechungen finden wir mit den Kindern alternative Lösungswege.

    Die Mitarbeiter/innen gehen immer wertschätzend und niemals beschämend mit den Kindern um und nehmen den Bildungsauftrag sehr ernst. Die Bedürfnisse der Kinder zu Nähe und Distanz werden wahrgenommen, nicht vernachlässigt und von uns akzeptiert.

  • Sexuelle Gewalt

    Grenzüberschreitung der Kinder untereinander


    „Doktorspiele“ in vermeintlich geschützten Räumen und in altershomogenen Gruppen gehören zu den natürlichen Entwicklungsphasen dazu. Es darf kein Machtgefälle in der Gruppendynamik entstehen.
    Altersspezifische Entdeckung des Körpers, sowie das Erfahren der Unterschiede der Geschlechter sollen Kinder entdecken dürfen. Sie befinden sich im Prozess der eigenen Intimitätsentwicklung und sind im Rollenspiel selbstbestimmt.
    Intimitätsregeln, wie zum Beispiel der Toilettengang/Wickeln, können die Kinder selbstbestimmt  äußern und wahrnehmen.

    Pädagogische Aufgaben:

    Wir Erzieher/innen halten die nötige Distanz ein, schützen die Rechte der Kinder auf Privat- und Intimsphäre, sowie ihre Integrität.
    Hierzu schaffen wir den angemessenen Rahmen.
    Der Körperkontakt geschieht nur auf deren Wunsch oder durch sensible Beobachtungen von Reaktionen, um den Selbstwert der Kinder zu schützen.

    Pädagogische Fachkräfte gehen mit dem Wunsch nach Nähe individuell um, das heißt aber auch, dass sich Erzieher/innen professionell abgrenzen dürfen, wenn ihre eigene Privat- und Intimsphäre nicht gewahrt werden.

Alltagssituationen

Berührung und Zuneigung

Die Kindertagesstätte legt großen Wert auf einen natürlichen und herzlichen Umgang mit den Kindern. Das Berühren und Trösten von Kindern ist selbstverständlich, wenn die Kinder dieses Bedürfnis verbal oder auch non-verbal äußern.

Wir küssen keine Kinder, schon gar nicht auf den Mund!

Die Berührung ist sehr wichtig, aber die Intimsphäre muss gewahrt bleiben.

Wir verlangen von den Kindern keinen Körperkontakt, aber bieten ihnen die Möglichkeit dazu an.

Wickeln/Duschen/Hygieneerziehung

Betreut ein Erzieher/in ein einzelnes Kind, geschieht dies immer in Absprache mit weiteren Mitarbeitern. Unter Berücksichtigung der selbstbestimmten Privat- und Intimsphäre werden Kinder gewickelt und beim Toilettengang altersgerecht begleitet. In Bezug auf die individuelle Entwicklung wird der Prozess des Trockenwerdens autonom vom Kind bestimmt und vom Erzieher gefördert. Wir fragen, ob ein Kind beim An-/Umziehen und Toilettengang unsere Hilfe braucht.

Die Kinder haben das Recht zu entscheiden von wem sie gewickelt werden und ob andere Kinder dabei sein dürfen.

Kinder gehen einzeln auf Toilette. Um zu gewährleisten, dass die Intimsphäre beim Toilettengang nicht verletzt wird, sind die Kabinentüren farblich markiert. Wenn ein Kind Hilfe benötigt, kann es durch die einfache farbliche Gestaltung äußern, wo es sich befindet. Somit ist es für alle einfacher die Privatsphäre zu wahren. Aus beiden Gruppen hat man durch Glastüren Einsicht in den Waschraum.

Die Kinder werden nur in Ausnahmefällen in der KiTa geduscht.

Fieber messen

Fieber wird immer im Ohr oder an der Stirn gemessen und anschließend dokumentiert.


Mittagsschlaf

Beim Schlafen der Kinder ist ein Mitarbeiter im Schlafraum anwesend. Die Kinder werden den Bedürfnissen nach individuell in den Schlaf begleitet. Beim Mittagschlaf liegen die Kinder auf einem eigenen Schlafplatz. Aufgrund der KiTa-Struktur wird der Schlafraum zum Aufwachen nach einer gewissen Zeit vorbereitet.

Alle Kinder, die das Bedürfnis nach Ruhe äußern oder zeigen, haben ein Recht, diesem Bedürfnis nachzugehen.

Entdecken des eigenen Körpers

Das Entdecken des eigenen Körpers gehört zur normalen Entwicklung eines Kindes. Es ist ein Spiel zwischen Kindern und wird unauffällig beobachtet. Es wird nur eingegriffen, wenn ein Machtgefälle oder eine Verletzungsgefahr durch Fremdkörper oder die kindlichen Handlungen entsteht. Spielsituationen im KiTa-Alltag wären: Rollenspiel, aber auch Körperpuzzle, Wickelsituationen und Wasserspiele.


Sprache

Die Geschlechtsteile werden durch pädagogisches Fachpersonal anatomisch korrekt und einheitlich benannt. Die Kindertagesstätte einigt sich auf folgende Begrifflichkeiten: „Po“, „Penis“, „Scheide“, „Busen“ und „Brust“.

Erzieher, Eltern und Kinder pflegen untereinander einen wertschätzenden Umgangston. Werte, Meinungen und Grenzen werden respektiert.

Wir schaffen ein Umfeld der gewaltfreien Kommunikation.

Kinder, die sich gegenseitig demütigen, ausgrenzen, emotional erpressen und seelisch verletzen, erlernen kindgerechte Alternativen zur Konfliktlösung.


Aufklärung

Zu dem Thema erfolgt eine Teamfortbildung.


Verabreichung von Medikamenten

Medikamente werden nur nach schriftlicher, ärztlicher Anordnung (Dosierungs-und Verabreichungsplan) durch geschultes Fachpersonal verabreicht.

Für die Verabreichung in der KiTa wird ein separates Medikament in der Einrichtung für Kinder unzugänglich gelagert.

Die Verantwortung der Medikamentenverabreichung liegt bei den Eltern, es sei denn, das Kind wird über Mittag in der Einrichtung betreut, so dass die Mittagsgabe vom geschulten Fachpersonal übernommen wird. Der Verabreichungsplan wird regelmäßig im Team besprochen und dokumentiert.

Ausnahmefälle gelten nur nach schriftlicher, ärztlicher Anordnung. 

Creme

Bei Bedarf des Kindes benötigt die Einrichtung eine separate, beschriftete Wundschutzcreme, die beim Wickeln aufgetragen wird.

Sollte eine verschreibungspflichtige Creme verordnet werden, siehe Verabreichung Medikamente.

In den Sommermonaten kommen die Kinder morgens schon eingecremt in die KiTa.

Für die Ganztageskinder wird eine separate, mit Namen beschriftete Sonnencreme hinterlegt. Die Mitarbeiter übernehmen das erneute Eincremen nach der Mittagspause.

Benötigt ein Kind eine Hautschutzcreme, so ist diese mit Namen beschriftet in der KiTa zu hinterlegen.


Wetterangepasste Bekleidung

Um die Unversehrtheit des Körpers zu gewährleisten, benötigt jedes Kind der Witterung angepasste Kleidung. Dazu gehören die entsprechende Kopfbedeckung, sowie der Schutz vor Nässe, Wärme und Kälte.

Um eine Kindeswohlgefährdung zu verhindern, können Kinder bei einem Ozonwert von 180-239 ug/m³ ohne ausreichenden Sonnenschutz nicht mehr im Außengelände spielen. Gemessen wird dieser über den deutschen Wetterdienst.

In den Wintermonaten benötigen die Kinder eine Winterjacke, eine Mütze, einen Schal, eine gefütterte Matsch-/Buddelhose, sowie gefütterte Stiefel.

Fotografieren

Es werden keine Fotos mit privaten Geräten aufgenommen, ausschließlich die Kameras der Marien-KiTa werden genutzt. Wir fotografieren oder filmen keine nackten Kinder z.B. beim Wickeln.

Essen

Essen ist ein Grundbedürfnis. Wenn ein Kind dieses Bedürfnis nicht verspürt, wird es nicht zum Essen gezwungen.

Es wird mit pädagogischen Mitteln zum Probieren angeregt. Wir bieten jedem Ganztageskind alle gelieferten Komponenten des Mittagessens an. Nahrung dient nicht als Strafe oder Belohnung.

Wir achten auf die Esskultur.

Gruppenregeln

Auszug aus unseren Gruppenregeln (wurden mit den Kindern gemeinsam erarbeitet):

  • Man tut keinem anderem weh (verbal und körperlich)
  • Nein ist Nein! (Wenn wir etwas nicht möchten, sagen wir laut „Stop!“, der andere muss aufhören)
  • Wir sind eine Gruppe und tun alles gemeinsam (Stuhlkreis, aufräumen….)

Prävention

Wir sind im stetigen Austausch untereinander und arbeiten mit Strukturen und Ritualen damit ein harmonisches, qualitativ hochwertiges Umfeld gewährleistet wird.

Durch regelmäßige Überarbeitung des Schutzkonzeptes und damit verbundene Risikoanalyse garantieren wir den Schutz-und Bildungsauftrag der uns anvertrauten Kinder.

Die pädagogischen Grundsätze und Handlungsprinzipien, sowie die Verinnerlichung der dazugehörigen Grundhaltung ist ein stetiger Prozess bei den Mitarbeitern.

Zu internen Präventionsmaßnahmen gehören unter anderem:

  • wöchentliche Teambesprechungen,
  • außerordentliche Mitarbeitergespräche,
  • Mitarbeiterjahresgespräche,
  • ausführliche Dokumentation der verschiedenen Bereiche
  • und regelmäßige Fortbildungsangebote.


Nur wer geschützt ist, kann auch schützen.

Daher erwarten wir als Team von uns, Eltern und auch Kindern einen respektvollen Umgang miteinander.